Die erste Steinhuder Windmühle:
1670 wurde auf dem Steinhuder Kaninchenberg eine Bockwindmühle errichtet. Eigentümer war die Fleckensgemeinde und nicht wie bei den meisten anderen Mühlen in Schaumburg-Lippe die Landesherrschaft. Daher mussten die Steinhuder eine Steuer von jährlich 18 Talern an das Amt Hagenburg zahlen. 1691 lösten sie durch eine Einmalzahlung von 1000 Talern diese Steuer aus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Mühle von einem neu gegründeten Konsortium übernommen. Ein Blitzschlag mit folgendem Brand zerstörte sie im Jahre 1911.
Die Windmühle Paula:
Die 160 Angehörigen des Konsortiums kauften daraufhin 1912 eine Erdholländermühle in Broitzem bei Braunschweig und ließen sie nach Steinhude versetzen. Diese Mühle war ursprünglich 1863 durch den Mühlenbauer Theodor Burgdorff aus Hoheneggelsen und die Wolfenbütteler Mühlenbauanstalt Luther & Peters errichtet worden. Der Wert der Mühle lag um 1890 bei 18339 Mark.
Die Nienburger Mühlenbaufirma Huischen baute die Mühle am Platz der alten Bockwindmühle wieder auf. Die Flügel wurden hierbei mit verstellbaren Jalousieklappen ausgestattet, zudem unterstützte in windarmen Zeiten eine Dampfmaschine den Betrieb. 1927 wurde die Mühle an das Elektrizitätsnetz angeschlossen.
Über die Kriegszeit war die Mühle an die Betreiber der Steinhuder Dampfmühle, Gebr. Lange, verpachtet, aber nur sporadisch in Betrieb.
Die Zeit ab 1945:
Nach dem Krieg befand sich die Windmühle in einem schlechten Zustand. Daher ließ das Konsortium von 1946 bis 48 die Mühle durch die Mühlenbaufirma Huischen instandsetzen. Der bei dieser Firma damals angestellte Müller und Mühlenbauer Hubert Pare blieb dann ab 1948 in Steinhude und pachtete die Mühle. Seit dem Ende der 1950èr Jahre stellte er hauptsächlich Schrot her und baute eine Saatgutaufbereitungsanlage ein.
Im Februar 1962 verlor die Mühle bei dem berüchtigten Orkan, der auch für die Flutkatastrophe in Hamburg verantwortlich war, drei Flügel und Teile der Kappe.
Verein zur Erhaltung der Steinhuder Windmühle:
Ein Wiederaufbau der Mühle war nur mit Fördermitteln möglich. So löste sich 1963 das Konsortium auf und es wurde der „Verein zur Erhaltung der Steinhuder Windmühle e.V.“ gegründet. Die Mühle konnte nun durch die Mühlenbaufirmen Huischen in Nienburg und Laasch in Sudwalde instandgesetzt werden und ging 1964 wieder mit Wind in Betrieb. Der Verein gilt mit diesem Gründungsdatum als einer der ältesten Mühlenerhaltungsvereine Norddeutschlands.
Paula wird ein Denkmal mit Mahlbetrieb:
1979 gab Hubert Pare als letzter noch gewerblich arbeitender Windmüller im weiten Umkreis den Mühlenbetrieb auf. Gleichzeitig übernahm Heinz-Dieter Büsselberg von seinem Vorgänger Heinrich Kuckuck den Vereinsvorsitz. Die Mühle wurde an Manfred Behme und Uwe Stolle verpachtet, die sie als museale Schauanlage führten, gelegentlich aber noch für einen Bäcker schroteten.
Seit Anfang der 1980èr Jahre bis 2009 veranstalteten Anlieger um die Mühle jährlich ein Mühlenfest. Aus dieser zunächst losen Gemeinschaft bildete sich bald der Windmühlenverein Steinhude am Meer, der den Verein zur Erhaltung der Steinhuder Windmühle e.V. mit den Einnahmen der Feste finanziell unterstützte.
1992 brach während eines Orkans ein Flügel ab und zwei Jahre später konnten alle vier Flügel durch die Mühlenbaufirma Pätzmann in Winsen / Luhe unter Verwendung alter Bauteile erneuert werden.
Im November 1998 übernahm Windmüller Rüdiger Hagen die Betreuung der Mühle und begann mit der Restaurierung von Teilen der Inneneinrichtung. Ein Jahr später konnte er den ersten Posten Weizenmehl herstellen und so wurde der Mahlbetrieb auf ehrenamtlicher Basis wieder aufgenommen. Von 2001 bis 2003 absolvierte er ein Studium zum Müllerei- und Mühlenbautechniker an der Deutschen Müllerschule in Braunschweig.
Grundsanierung 2004:
Das Mühlenfundament war marode. Zudem hatten Stürme 2002 und 2003 den Flügeln wieder sehr zugesetzt. Von Ostern 2004 bis Pfingsten 2005 wurde die Mühle unter Leitung der Stadt Wunstorf durch regionale Baufirmen und die Mühlenbaufirma Pätzmann restauriert. Das Fundament wurde erneuert und mit einem Betonringanker verstärkt. Die Eindeckung von Mühlenturm und Kappe wurde erneuert. Gebraucht übernommene Flügel von der Windmühle in Lintig konnten aufgearbeitet und am Ende der Maßnahmen montiert werden. Am 13. Mai 2005 wurde die Mühle feierlich wieder in Betrieb genommen.
Der Orkan „Kyrill“:
Am 17. / 18. Januar 2007 wurden Teile des Drehkranzes und des Windrosengetriebes beschädigt. Erst im Herbst des Jahres konnten Diese wieder instand gesetzt werden.
2012 mussten Windrose und Windrosenbock dann gänzlich erneuert werden.
Die Mühle heute:
Die Mühle ist heute ein technisches Kulturdenkmal, das auf ehrenamtlicher Basis noch immer zum Mahlbetrieb genutzt wird. Sie kann ganzjährig besichtigt werden. Besucher können Mahlprodukte gegen eine Spende bekommen.
Außerdem wird die Mühle häufig von Schulklassen besucht, die hier vieles zur Getreideverarbeitung lernen können.
Mahlbetrieb, in unserer Windmühle noch erlebbar ! (Archiv R. Hagen)
Seit 2006 dient die Mühle auch zur Ausbildung ehrenamtlicher Müllerinnen und Müller. Eine solche Ausbildung fand z. B. 2014 / 15 für Mitglieder von Mühlenvereinen der Region statt.
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